Der Erfolg weckt Begehrlichkeiten in Moskau
Die Russen wollen noch mehr: Nach den veröffentlichten Produktionszahlen für das erste Halbjahr 2004 (17,8 Millionen Karat) zeichnete sich auf das gesamte Jahr hochgerechnet eine Umsatzsteigerung von zehn Prozent ab. Bis 2006 soll der Umsatz auf über 2,6 Milliarden Dollar zunehmen. Nach jüngsten Erkenntnissen verfügt Russland über Diamanten-Reserven von mindestens 825 Millionen Karat. Gelingt es, diese Menge abzubauen, ist für die nächsten 25 Jahre ein Export auf aktuellem Niveau möglich. Neue Förderstätten werden in Sibirien sowie Nordrussland erschlossen. Dafür muss Alrosa sich Geld auf dem internationalen Finanzmarkt leihen. Bereits heute stammt jeder fünfte weltweit geschürfte Diamant aus der Alrosa-Produktion.
Der Erfolg des in der Teilrepubliken Jakutien in Nordost-Sibirien beheimateten Konzerns mit knapp 50.000 Beschäftigten weckt Begehrlichkeiten in Moskau. Schrittweise wolle der Kreml die Mehrheit an Alrosa erlangen, berichtete die Moskauer Tageszeitung "Kommersant" in dieser Woche. Dies solle über die Ausgabe zusätzlicher Aktien erfolgen, die allesamt für den russischen Staat vorgesehen sind.
Unpräzise Angaben über Produktion und Reserven
Seit dem Zerfall der Sowjetunion ringen die Jakuten mit der Zentralmacht in Moskau um das Industriejuwel Alrosa. Derzeit hält der Staat 37 Prozent und die Regionalverwaltung in Jakutien 32 Prozent am Betrieb. Weitere acht Prozent entfallen auf die Kommunen in Jakutien. Die übrigen 23 Prozent sind in privatem Streubesitz.
Die starke Position auf dem Weltmarkt sowie relativ niedrige Produktionskosten sind nach Einschätzung der Moskauer Investmentgesellschaft Troika Dialog die großen Vorteile von Alrosa. Zu den Schwächen des Unternehmens gehören die weiterhin unpräzisen Angaben über Produktion und Reserven sowie die geographisch ungünstige Lage der Minen.
Auch in der Verarbeitung will Russland weiter zulegen
Nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Verarbeitung will Russland weiter zulegen. Hatte Alrosa in der Vergangenheit seine ins Ausland exportierten Diamanten exklusiv an De Beers verkauft, sinkt dieser Anteil seit Jahren kontinuierlich. Die Europäische Union und auch die Welthandelsorganisation WTO begrüßen diese Entwicklung als einen Schritt zur Belebung der Konkurrenz auf dem Weltmarkt.
Immer mehr sibirische Rohdiamanten werden im eigenen Land zu Brillanten veredelt. In Smolensk und anderen russischen Städten boomt die Verarbeitung. Die Auftragslage stimmt, die Aussichten sind bestens. Während sich die Konjunktur in den großen Industriestaaten erholt, steigt der Absatzmarkt für Luxusgüter in China, Indien und Osteuropa weiterhin deutlich.
Stefan Voß/DPA
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